„Ich darf das, ich kauf BIO“ Moralische Lizenzierung

Mit dem Porsche in den Bio-Markt – das muss kein Klischee sein, sondern geht vielleicht auf einen Bias zurück, den man Moralische Lizenzierung nennt1 .

Studien in der ganzen Welt ergaben, dass Menschen, die im Bio-Shop einkaufen gehen in einem Verhaltensspiel eher lügen und betrügen, als Menschen, die in konventionellen Geschäften einkauften.

Japanische Autofahrer, die von sich selbst sagten ein ökologisches Auto zu fahren, fuhren im Schnitt 1,8 mal so viel wie Leute, die nicht auf Öko-Faktoren achteten.

Noch interessanter finde ich die Studien zu Religionen und moralischer Lizenzierung: Untersucht wurde das Verhalten von über eintausend Kindern im Alter von 5 bis 12 Jahren aus den Ländern Kanada, China, Jordanien, Türkei, USA und Südafrika. Kinder aus streng religiösen Haushalten waren weniger bereit zu teilen und traten für mehr Strafen bei Fehlverhalten ein. Dabei spielte es keine Rolle, ob christlich oder muslim. Die Eltern der Kinder schätzten ihre Kinder im Gegensatz zu den Ergebnissen der Studien als mehr tolerant und empathisch als der Durchschnitt ein. Die Autoren erklären dies mit dem Bias der Moralischen Lizenzierung.  Religiöse Menschen sehen ihren Glauben als Errungenschaft und rechtfertigen so unbewusst Egoismus und Intoleranz.2

In einer chinesischen Studie ernährte sich eine Gruppe, der gesagt wurde, dass sie Nahrungsergänzungsmittel bekommen würden, ungesünder und bewegten sich weniger als eine Gruppe, denen gesagt wurde, dass sie Nahrungsmittelergänzungsplacebos bekommen würden. Auch hier schlug die Moralische Lizenzierung zu.3

Gefördert wird dadurch auch der hedonische Konsum. Emotionen treiben uns zu Konsum, der uns gut tun soll, obwohl gesundheitliche, ökonomische oder moralische Gründe dagegen sprechen. So lizenziert uns ein 1 stündiges Ergometer-Training [-500 KCAL] gefühlt viel zu oft, dazu eine 300g Tafel Schokolade [+1500 KCAL] zu verschlingen. Sicherlich spielen hier auch biologische Prozesse wie Heißhunger auf Kohlenhydrate ihre Rolle. Trotzdem können wir ja beim nächsten Impuls darüber nachdenken, ob wir nicht der Moralischen Lizenzierung unterliegen.