Außenbandverletzungen – Das Supinationstrauma

Außenbandverlertzungen sind die mit am häufigsten auftretende Sportverletzung. Im Wettbewerb sogar die häufigste.

Verletzungsmechanismus ist meistens das Auftreten mit vollsupiniertem Fuß. Die Proprizeption versagt, der Fuß wird nicht ausreichend proniert und die Bänder geben nach und verletzen sich.

Am häufigsten betroffen ist das vordere Außenband, das Lig Talofibulare Anterius (ca 80%), das mittlere Band, das Lig. Calcaneofibulare ist zu etwa 20% betroffen. Alle 3 Bänder betroffen sieht man eher bei motorradunfällen.

Zu Beachten ist auch noch eine Verletzung der Syndesmose, distales Lig Tibiofibulare posterior und anterior. Hier wird die Verbindung zwischen Tibia und Fibula verletzt. Meistens verbindet sich diese Verletzung mit einer Weber Fraktur.

Interessant und besorgniserregend – 40 % der Verletzten klagen noch 3 Jahre nach der Verletzung über Beschwerden.

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Red Flag für Physiotherapeuten (Ottawa Ankle Rules)

Wir schicken den Patienten ins KH oder zum Röntgen, wenn

-Alter > 55

-Sprunggelenk unbelastbar für mehr als 4 Schritte

-Schmerzen an den Malleolen

-Schmerzen entlang der distalen 6cm der Tibiahinterkante oder über der Spitze des Malleolus medialis

-Schmerzen entlang der distalen 6cm der Fibulaahinterkante oder über der Spitze des Malleolus lateralis

 

Die Außenbandverletzung wird in 3 Grade eingeteilt

Grad 1

-Makroskopische Dehnung bis Partialruptur

-leichte Schmerzen und Schwellung

-geringe Funktionseinschränkung

-keine Instabilität

Grad 2

-Teilruptur

-leichte Schmerzen und Schwellung

-leichte bis mäßige Funktionseinschränkung

-leichte strukturelle Instabilität

Grad 3

-komplette Bandruptur

-starke Schmerzen und Schwellung

-deutliche Funktionseinschränkung

-strukturelle Instabilität

Die Verletzung ansich kann man wie alle Verletzungen unterteilen in

1. Entzündungsphase

je nach Schwere 1-5 Tage, begleitet von Einblutung und Mediatoren

2. Proliferative Phase

je nach Schwere 5-28 Tage

Angiogenese(neue Gefäße)-Fibroblasen(Fibrin wird aufgebaut)-Kollagenwiederaufbau

3. Remodellierungsphase

je nach Schwere 16-50 Tage

Reifung und Ausrichtung der Kollagenfasern, die Ausrichtung erfolgt nach Belastungsreizen

 

Behandlung

Wichtig: frühfunktionelle Behandlung hatte durchweg bessere Ergebnisse als lange Immobilisation

Studie ergab

– schnellerer Einstieg in Sport/Arbeit

-höhere Zufriedenheit

-geringere Schwellung/Instabilität

Aber: Grad 3 Läsionen profitieren von kurzzeitiger Ruhigstellung zur Weichteiladaption in Entzüundungs und Anfang der Proliferationsphase

Semirigide Orthesen sind am Besten, bei ausgeprägter Schwellung kann ein Gipscast von Vorteil sein

NSAR, also Ibu und Diclu haben in der frühen Phase signifikant positive Wirkung auf Funktion. Allerdings entfällt der natürliche Warnhinweis des Körpers.

Manuelle Therapie hat positive Wirkung auf Funktion

Elektrotherapie hat keinen Effekt

Physiotherapie mit teils unterschiedlichen Ergebnissen, wichtig ist also unsere Methodik

Balancetraining und Eigenübungen scheinen wichtig zu sein

Also lasst eure Patienten den Fuß bewegen, bewegen und nochmals bewegen. Ja, Eis und hochlegen und Ruhe, aber wirklich nur ein bis 2 Tage und danach schmerzadaptiv belasten. Die ängstliche Fraktion ermutigen, die vorschnellen bremsen.

 

Behandlungsziele

Mobilität verbessern – Assesment mit Knie gegen Wand und dann Mobility Übungen

Peroneusstabilität – Pronation gegen Resistance Band

Balance verbessern durch Einbeinstand/Untergrundveränderungen/Graukord

Dorsalflexion verbessern- Waden releasen, plantarfaszie releasen mit foam roll, Wadenstretch. Tibialis anterior Aktivierung

 

Progression für Sensomotorisches Training kann so aussehen:

Variiere Standfläche,Standfläche,Körperschwerpunkt,visuelle Kontrolle,sensorische Kontrolle

und steigere von Stand -> Gang  -> Lauf -> Sprung

 

Quellen:

Leider habe ich diese Zusammanfassung 2017 in meinem allerersten Praktikum geschrieben. Mir war nicht bewusst, dass es irgendwann mal wichtig sein würde Quellen anzugeben. Ich kann aber versichern, dass ich mir bei der Auswahl Mühe gegeben habe und diese Informationen nicht auf Meinungen beruhen.

Patellaspitzensyndrom oder Jumpers Knee – ein Evidenzbasierter Ansatz

Übersicht:

Beim Patellaspitzensyndrom handelt es sich um eine Überlastungsverletzung. Die Schmerzen kommen am distalen Patellapol, also unterhalb des Knies. Es handelt sich um eine Degeneration der Patellasehne, also spricht man von einer Tendopathie.

Früher sprach man oft von einer Entzündung und verschiedene Studien auf Mikroskopebene stritten sich darüber. Letzendendes gibt es eine kleine Begleitentzündung, es wird aber nicht empfohlen dem Patienten das so zu kommunizieren. 1

Nach längeren zu starken Reizen (siehe Reizstufenregel ) baut sich die Sehne vom starken weißen Sehnengewebe nach und nach in diffuses Kollagen Typ 3 um(gelb und eher „kreuz und quer“). Das ist nicht mehr ganz so belastbar und viel schlimmer, viel mehr neurovaskulär versorgt,was  letztenendes zu den Schmerzen führt.

Brutal bei Tendopathien ist, dass man in den Schmerz hinein trainieren muss um den richtigen Reiz (Roux) zu setzen. Wer nichts tut baut noch mehr ab, wer zuviel macht baut auch mehr ab. Tendopathien sind häufig der Grund, warum Menschen mit ihrem Sport aufhören. In den USA leiden 5,8% aller Athleten und 22,5 % aller Volleyballer unter dem Jumpers Knee2

Klinik:

  • Druckschmerzen unterhalb der Patella
  • Schmerz bei Extension
  • Dünne Patellasehne
  • Schmerzen bei langem Sitzen, Treppensteigen, Kniebeugen, Springen, ganz klassisch: Kino
  • Plötzliche Detonisation Quadrizeps „wegknicken“

 

Intrinsische Faktoren:

Es gibt ein paar Korrelationen, aber Achtung alle mit low evidence (siehe Kausalzusammenhang

  • eingeschränkte Ischocuralmuskulatur + Quadrizepsmuskulatur 3
  • Patellatracking und Patella alta
  • Sprunggelenksinversion beim Landen ↑
  • Hüftgelenksstellung und Knieflexion (Mann et al 2012)
  • Gewicht ↑
  • Fähigkeit hoch zu springen

Extrinsische Faktoren:

  • Anzahl an Trainingstagen und Wettkampftagen korelliert mit Verletzung
  • Harter Trainingsboden → mehr Verletzungen 4
  • >4 Trainingstage in der Woche → mehr Verlertzungen 5
  • Einzelsportler höheres Risiko als Leute mit mehreren Sportarten 6

Stadien:

Phase Blazina Kennedy
I Schmerz nur nach Aktivität Schmerz danach
II Schmerz am Anfang der Aktivität, Sport locker durchführbar Schmerz am Anfang
III Schmerz während und nach Aktivität, Probleme den Sport vernünftig auszuführen Schmerz am Anfang, währenddessen und danach, aber Performance nicht behindert
IV Ruptur Schmerz am Anfang,währenddessen und danach und Performance beeinträchtigt

Was teste ich?:

  • Anamnese nach Alter, Patientengeschichte, Sportarten, Schmerzlokation
  • Differentialdiagnose von: Chondropathia Patellae/patellofemorale Dysfunktion (eher diffuser Schmerz) // Synding Larsen Johansson (aseptische Knochennekrose distaler Patellapol → Röntgen) // Osgood Schlatter (AKN tub tibiae)
  • BFU Knie
  • Ganganalyse, Sprunganalyse, Laufanalyse
  • Schonhaltungen?
  • Visa Score → https://www.ouh.nhs.uk/oxsport/information/documents/TheVISAscore.pdf

Was tue ich?

  • Stadium I → Load Management ! Trainingsplan überarbeiten / Pausen / Alternativen
  • HSR high slow resistance Training
  • Exzentrisches Training
  • Stadium >3 → Load Management ! Pause vom Sport / Alternativen
  • HSR high slow resistance Training
  • Exzentrisches Training
  • Mobilitytraining Hüftbeuger, Quadrizeps, Ischio, Gastrocnemius, Soleus
  • Stärkung Abduktoren / Außenrotatoren

Den optimalen Trainingsreiz setzen wir mit einem decline board.

3 sekunden down 1 Sekunde up,möglichst viel Widerstand/ Schmerz darf und muss bis 5 VAS. Wenn kein Schmerz, dann Gewicht steigern.

Was kann ich noch tun? (assistiv)

  • Eis intermittierend z.B. 3x10min
  • Querfriktion
  • Orthese
  • Tape
  • Joint by Joint : Sprunggelenk / Hüftgelenk? LWS ??
  • Stoßwellentherapie

Was tue ich nicht?

  • Iontophorese → keine Evidenz
  • Cortison → kurze Hilfe, aber Patellasehne kann reißen
  • Ultraschall → keine Evidenz
  • Elektrotherapie → keine Evidenz

Zusammenfassung:

  • Degenerative Sehnenkrankheit
  • Je nach Stadium Sportpause
  • Anpassung des Trainings und inklusion von exzentrischem Training / Dehnung / Abduktorentraining
  • Training in den Schmerz VAS 0<5
  • Progression, wenn kein Schmerz
  • Evaluation Visa Score

Recessus Suprapatellaris

Recessus Suprapatellaris

Der Recessus Suprapatellaris liegt hinter der Ansatzsehne des M. Rectus Femoris. Es handelt sich um eine Aussackung der Gelenkhöhle. Der Recessus ist über zwei Öffnungen mit der Gelenkkapsel des Kniegelenks verbunden. Form und Größe variieren stark.

Normalerweise wird im 4.-5. Fetalmonat die Bursa suprapatellaris geöffnet und deswegen dann als Recessus bezeichnet. Bei manchen Menschen bleibt ein Septum Suprapatellare erhalten. Hier entsteht kein Recessus, außerdem gibt es Menschen mit teilweise erhaltenem Septum. Je nach Literatur sind 55-80% ohne Septum.

Pathologie

Plica suprapatellaris – Wenn ein Septum den Recessus vollständig von der Gelenkhöhle abtrennt und Beschwerden auftreten.

Kniegelenkserguss – Wenn ein Kniegelenkserguss auftritt, ob seröß oder blutig, sammelt sich die Flüssigkeit gerne im Recessus Suprapatellaris. Patient dann meist mit leicht gebeugtem Knie zur Volumenwerweiterung.

Tests

Tanzende Patella – Hier wird der Recessus zur Mitte ausgestrichen: Positiv -> Kniegelenkserguss

Plica – Oft Zufallsbefund bei Arthroskopie.

Behandlung (Bei beiden Befunden gleich)

Bei akuter Entzündung: Load Management -> Kühlung -> Schmerzmittel

Nachbehandlung: Mobi-Training M.Quadriceps, Ischiocurale Muskulatur, M. Gastrocnemius + Patellamobilisierung

Rehabilitation bei Achillessehnenruptur

Kurzinfo:1

Die Achillessehne vereinigt die Köpfe des M. triceps surae und endet am Calcaneus. Eine Ruptur tritt zu 80% infolge eines Traumata auf. Verletzungsmechanismus ist meist der schnelle Antritt oder das abrupte Abbremsen. Man spricht von einem peitschenartigem Knall mit anschließend einschießendem starkem dumpfen Schmerz. Der Ein-Bein-Zehenstand ist nicht mehr möglich. Sonographie und Röntgen bestätigen den Erstbefund. Häufung zwischen 30-50 Jahren / Männer sind 5 mal häufiger betroffen als Frauen. Inzidenz:16000/Jahr in Deutschland.

Operation oder konservativ? 2

Die Operation hat leicht bessere Ergebnisse in der Funktion ( hüpfen, drop, Fersenheber-Ausdauertest 1).

Die konservative Variante hat dafür kein Risiko von Nervenverletzungen oder Adhäsion. Außerdem gibt es keine Unterschiede zu OP-Gruppen in der Konzentrik, Exzentrik und im 2. Fersenheber-Ausdauertest.

Generell haben beide Gruppen ein gutes Outcome.

Rerupturen chirurgisch (4,2% n=448)

Rerupturen konservativ (11% n= 462)

Allgemeine Rehainfos34 56

Schmerzen sind okay und hilfreich um die Belastung zu steuern : Schmerz bei Belastung weist auf einen Trainingseffekt hin.

Faustregeln

1. Schmerzen bis 5 sind akzeptabel, alles darüber hinaus wird nicht empfohlen

2. Schmerz sollte nicht länger als 24 Stunden andauern, alles darüber hinaus deutet auf zu viel Belastung hin.

3. Schmerzen sollten nicht progressiv mehr werden

1. Rehaphase= Kontrollierte Mobilisierungsphase: 0-8 Wochen7 8 9

Frühbelastung innerhalb der ersten 6 Wochen (Gehen) gilt mit Orthese als sicher und bietet Vorteile in Lebensqualität, Zufriedenheit und Rehabilitation.

Unterschiedliche Orthesen und deren Einstellungen hatten keine Vorteile gegenüber anderen. Sicher ist nur, dass eine Orthese Vorteile bringt.

2. Rehaphase= Frühe Mobilisierungsphase10 11 12 13

Beginn des Gehens ohne Orthese. Langsames kontrolliertes Beginnen von beidbeinigen Fersenhebern.

Belastungsparameter beim Gehen an Schmerz und Schwellung anpassen (siehe Allgemeines). Ein Kompressionsstrumpf kann vorteilhaft für die Mikrozirkulation und somit auch für die Funktion sein. Sidefact: Achillessehnengegend ist die schlechtest durchblutete Stelle des Körpers.

Dehnung der Achillessehne in dieser Phase vermeiden!

Silbernagel empfiehlt 2-3 Woche Physiotherapie und tägliche Eigenübungen:

  • Ergometer
  • Sprunggelenks-Bewegungserweiterung
  • Kräftigung des Sprunggelenks mit Deuser oder am Zugturm
  • Sitzendes Fersenheben mit 25-50% Körpergewicht
  • Stehender Fersenheber mit Progression zu einem Bein
  • Gangtraing
  • Gleichgewichtsübungen
  • Beinpresse, Beinstrecker, Beinbeuger
  • Fußübungen

Wenn 5 x Fersenheben auf einem Bein mit 90% der maximalen Höhe möglich, starte:

• beidbeiniges federndes Fersenheben

• beidbeiniges Hüpfen

•Joggen auf der Stelle

Späte Mobilisierungsphase: 10-15 Wochen14 15

  • Kräftigung der Beinmuskulatur
  • Kräftigung der Rumpfmuskulatur
  • Vorbereitung der Wadenmuskulatur
  • Beginn des einbeinigen Fersenhebens
  • Progression zum leichten Joggen und leichten Sprüngen

Wann kann das Laufprogramm starten?

– mindestens 12 Wochen nach der Ruptur, mindestens 5 einbeinige Fersenheber mit 90% der Höhe der anderen Seite

– sonst 14-15 Wochen, wenn mindestens 70% des Körpergewichts bei einbeinigen Fersenheber gestemmt wird

-72 Stunden zwischen den Laufeinheiten zur bestmölichen Regenaration

Return to Play(Wann kann ich wieder spielen?): 3-12 Monate16 17 18 19 20 21 22

Mit hoher Varianz ist die Rückkehr-zum-Sport-Zeit ungefähr 6 Monate.

Auf Zellebene ist die Heilung nach 2 Jahren abgeschlossen.

Spätestens nach der 16. Woche kann das Laufprogramm begonnen werden.

Wichtig sind Assesments vor der Rückkehr in den Sport

Ich empfehle Visa-A Score 23 und FAOS 24

Faos-Auswertung 25

Circa 80% der Verletzten erreichen ihr Originallevel nach der Verletzung.